Die Aktualität von Theodor Adornos Einsicht aus dem Jahr 1959, dass die Menschheit sowohl aus als auch in ihrer Geschichte gefangen ist, wird in einer Zeit, in der die Bedeutungen der Vergangenheit und ihre Funktionen so heftig umstritten sind, wieder deutlich. Diese Sichtweise der Geschichte war die Grundlage für die Arbeit der mutigsten Philosophen des vergangenen Jahrhunderts: der ersten Generation der Frankfurter Schule. Die Argumente der Frankfurter Schule mangelten nicht an theoretischem Anspruch und sind selbst heute noch kaum assimiliert.
Ein zentraler Streitpunkt für diese Generation von Denkern ergab sich aus der Vorstellung, dass die Gesellschaft gemäß der Erzählung der europäischen Aufklärung in ihrem Fortschritt von der Barbarei zur Zivilisation zunehmend auf dem Prinzip der Vernunft beruhte. Das Ideal einer allgemeinen Rationalität wurde von den Frankfurter Theoretikern als ein schwerwiegender Fehler angesehen, da es die Welt vereinnahmte und den Menschen die Fähigkeit nahm, individuelle Erfahrungen und Emotionen zu erleben, die nicht durch abstraktes Denken erklärt werden können.
Die Frankfurter Denker pflegten eine tiefe Skepsis gegenüber dem, was als “Populärkultur” galt, da sie die Massen nicht wirklich erhellte oder unterhielt, sondern sie lediglich in einem dauerhaften Zustand ungesättigter Nachfrage nach minderwertigen Inhalten hielt. Ihr Widerstand gegen die vorherrschende Kultur war von einem starken Engagement für das marxistische Thema der Gegenwart der Vergangenheit geprägt, und ihre kritischen Theorien blieben auch heute unverzichtbar, da sich die Dilemmata und Leiden, die einst spezifisch für westliche Gesellschaften waren, auf fast den ganzen Globus ausgedehnt haben.
Der Zusammenhang zwischen der Kulturindustrie und der Schaffung einer “massendezeptiven” Gesellschaft war ein zentrales Anliegen der Frankfurter Schule, die die Entmenschlichung und Gleichschaltung der Menschen durch die instrumentalisierte Vernunft betonte. Trotz seines skeptischen Blicks auf den Fortschritt der westlichen Zivilisation sah die Schule auch die Möglichkeit einer potenziellen Erlösung der Menschheit, jedoch nur durch eine kritische Reflexion über die historischen Tendenzen, die zur gegenwärtigen Sackgasse geführt haben.
Obwohl die ursprüngliche Kritische Theorie der Frankfurter Schule in den letzten Jahrzehnten von anderen Strömungen überlagert wurde, bleibt ihr Appell an die individuelle Denkfähigkeit und geschichtliche Bewusstsein als Gegenmittel zur Vereinnahmung durch Gegenwartskulturen und Massenmedien ein wichtiger Impuls für eine echte gesellschaftliche Veränderung.