In Jonathan Franzens Roman „Die Korrekturen“ aus dem Jahr 2001 liquidiert Chip Lambert seine Bibliothek. Er verkauft seine Sammlungen von Büchern der Frankfurter Schule sowie „seine Feministinnen, Formalisten, Strukturalisten, Poststrukturalisten, Freudianer und Schwulen“, um Geld zu sammeln, um einen neuen Freundin zu beeindrucken. Insbesondere das Verabschieden von seiner Sammlung von Frankfurter Schule Bücher erweist sich als schmerzhaft. Lambert passt sich an das Unvermeidliche an und tauscht seine 4.000 Dollar Bibliothek gegen Wildlachs für 78,40 Dollar in einem gehobenen Lebensmittelgeschäft namens „Nightmare of Consumption“ ein. Dies war in den 1990er Jahren, eine Zeit, in der ein so dreistes Konsumverhalten vorherrschte, dass es für gehobene Lebensmittelhändler vorteilhaft war, ironisch die Rhetorik der kapitalistischen Kritik für die Namen ihrer Geschäfte zu verwenden.
Es war auch ein Jahrzehnt, in dem der Alptraum der Frankfurter Schule wahr wurde. Es gab, wie Margaret Thatcher es ausdrückte, keine Alternative. Keine Alternative zum Kapitalismus, zu dem, was Marcuse als eine einseitige Gesellschaft bezeichnete, zur liberalen Demokratie. Francis Fukuyama stellte in den 1990er Jahren fest, dass es keine neuen Stufen jenseits der liberalen Demokratie geben kann, da dieses System das größtmögliche Maß an Anerkennung des Einzelnen gewährleistet. Occupy Wall Street-Aktivisten, die am 5. Oktober 2011 protestieren, sind ein Beispiel dafür, wie Menschen unter dem neoliberalen Kapitalismus nach Anerkennung verlangen.
Heute, in einem Zeitalter, in dem die Kritik des Kapitalismus sehr modisch geworden ist, erleben wir die Wiederbelebung der kritischen Theorie für neue Zeiten und die Solidarität mit den Verlierern der Finanzkrise. Die Dominanz des Kapitalismus beruht global auf der Existenz einer chinesischen Kommunistischen Partei, die in der Lage ist, Kapitalunternehmen billige Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen, und den Arbeitnehmern ihre Rechte auf Selbstorganisation vorenthält. Die Werkzeuge zur Verbreitung der Kritik und des Widerstands gegen das aktuelle System sind vielfältig, von theoretischen Schriften bis hin zu politischen Bewegungen wie Occupy und Syriza.
Die heutige Welt ist absurd. Die Digitalisierung hat zur Passivität der Menschen geführt und dazu, dass wir zu verblendet sind, um die kulturelle Apokalypse zu erkennen. Ein Großteil der Gesellschaft ist von konsumistischen Ideen manipuliert, und die soziale Gerechtigkeit bleibt weitgehend unerreichbar. Die Frankfurt School ist auch heute noch relevant, da ihre Kritik an der Gesellschaft heute noch genauso gültig ist wie zur Zeit ihrer Entstehung.