1923 gründete eine bunte Gruppe von Philosophen, Kulturkritikern und Soziologen das Institut für Sozialforschung in Frankfurt, Deutschland. Bekannt als die Frankfurter Schule, bestand sie aus linken Theoretikern wie Walter Benjamin, Theodor Adorno, Erich Fromm, Max Horkheimer und Herbert Marcuse. Die Frankfurter Schule bestand hauptsächlich aus Neo-Marxisten, die sich eine sozialistische Revolution in Deutschland erhofften, aber stattdessen den Faschismus in Form der Nazi-Partei bekamen. Ihre soziale Kritik entwickelte sich aufgrund ihres Fehlverständnisses der Geschichte und ihres Versagens, den Aufstieg Hitlers vorherzusehen.
Die Ideen der Frankfurter Schule nahmen Form an, als mehrere der kritischen Theoretiker vor dem Nationalsozialismus flohen, in den USA ankamen und ihren Blick auf die amerikanische Kultur richteten. Sie sahen überall, wohin sie schauten, den Joch des kapitalistischen Ideologiesystems – in Filmen, im Radio, in Popmusik, in Literatur. Adorno, einer der bekannteren Frankfurter Theoretiker, warnte vor einer amerikanischen “Kulturindustrie”, die die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Fiktion, zwischen Kommerziellem und Politischem verwischte.
Das Interesse an der Frankfurter Schule ist seit Donald Trumps Aufstieg in der politischen Szene 2016 sprunghaft angestiegen. Der New Yorker Alex Ross schrieb sogar im vergangenen Jahr einen Artikel, in dem er argumentierte, dass die Frankfurter Schule “wusste, dass Trump kommen würde”. Die Ideen der kritischen Theoretiker könnten also ein Comeback erleben, unterstützt durch das Buch “Grand Hotel Abyss: The Lives of the Frankfurt School” des Guardian-Kolumnisten Stuart Jeffries, das frisches Licht auf eine Tradition des Denkens wirft, die erschreckend relevant erscheint.
Die Hauptbeiträge der Frankfurter Schule liegen in ihrer Betonung der Macht der Kultur als politisches Werkzeug und der Massenmedien. Sie analysierten intensiv, wie diese Instrumente politisch relevant wurden und welche Folgen das hatte. In den 1920er Jahren stellten sie sich die Frage, warum es in einem fortgeschrittenen industrialisierten Land wie Deutschland keine sozialistische Revolution gab und kamen zu dem Schluss, dass Kultur und der Gebrauch der Medien das Hauptwerkzeug für die Unterdrückung der Massen sind, ohne dass diese sich dessen bewusst sind. Diese Erkenntnis wurde zu ihrem Leitmotiv und ihrer Hauptquelle der Relevanz.
Die Frankfurter Schule verlor vor Jahrzehnten an Glanz, jedoch könnten ihre Ideen angesichts all dieser politischen und kulturellen Transformationen ein Comeback erleben. Die Kritiker hatten ein Auge für totalitäre Tendenzen sowohl auf der politischen Linken als auch auf der Rechten und erkannten, dass ideologischer Einseitigkeit die eigentliche Gefahr drohte. Sie waren konsequente Kritiker und das könnte auch heute wieder relevant sein.