Am Forschungskolleg Humanwissenschaften (FKH) führt Paul Lichterman, Professor für Soziologie und Religion an der University of Southern California, Forschungen zum Thema weißer Antirassismus durch. Sein Aufenthalt wird von der Humboldt-Stiftung finanziert. In einem Interview mit dem UniReport beschäftigt sich Lichterman mit den sozialen Problemen, die durch die Kluft zwischen Republikanern und Demokraten in den USA entstehen. Er hebt hervor, dass die politischen Ansichten der beiden Parteien eine Lösung für soziale Ungleichheiten oft verhindern und warnt vor einer autoritären Entwicklung, falls Trump die Präsidentschaftswahl gewinnen sollte.
In seiner Studie “Elusive Togetherness” untersuchte Lichterman, wie gemeinschaftliche Aktivitäten auf der Basis gemeinsamer Überzeugungen zur Überwindung gesellschaftlicher Spaltungen beitragen können. Er weist darauf hin, dass viele religiöse Gruppen in den USA konservative und anti-liberale Ansichten vertreten, was die Bildung breiter sozialer Bindungen erschwert. Zusammen mit Kollegen aus Frankfurt forscht Lichterman auch zu der Rolle von religiösen Gruppen in der Gesellschaft und Politik.
In seinem neuen Buch beschäftigt sich Lichterman mit weißem Antirassismus als moralischem Projekt, das individuelle und kollektive Maßnahmen gegen systemischen Rassismus umfasst. Er betont die Bedeutung persönlicher Veränderungen bei Weißen, die ihre eigene Privilegien reflektieren und sich für eine anti-rassistische Gesellschaft engagieren. Diese moralischen Anstrengungen manifestieren sich in kollektiven Aktionen und setzen auf langfristige kulturelle Veränderungen.
In den USA wird die Diskussion über die Ursachen von Rassismus und dessen Überwindung zunehmend von einer Betonung struktureller Ungerechtigkeiten geprägt. Lichterman sieht dabei Parallelen zu Deutschland, insbesondere in universitären Kreisen. Er hebt hervor, dass sowohl in den USA als auch in Deutschland verstärkt die Bedeutung von persönlichem Engagement zur Bekämpfung von systemischem Rassismus betont wird. Amerikaner setzen dabei auf persönliche Veränderungen neben gesetzlichen Reformen, während die Diskussion in Deutschland ebenfalls auf strukturelle Ursachen fokussiert.