Von 22. Juni bis 1. Oktober 2023 widmet die Schirn Kunsthalle Frankfurt erstmals eine große thematische Ausstellung der bewegten Geschichte von Kunststoffen in der bildenden Kunst. “Plastic World” vereint rund hundert Werke von über fünfzig Künstlern, die auf vielfältige Weise mit Kunststoff arbeiten.
Kunststoff ist überall: Er durchdringt die Gegenwart, ist billig, fast überall verfügbar und allgegenwärtig im Alltag. Ob hart oder flexibel, transparent, undurchsichtig, gemustert, glatt, zart oder bunt, heute kann er nahezu alles produzieren. Synthetische Substanzen hatten ihren Durchbruch in den 1950er Jahren und wurden sowohl zum Symptom als auch zum Symbol der Massenkultur – das “Plastikzeitalter” wurde geboren. Kunststoffe fanden auch früh ihren Weg in die Kunst aufgrund ihrer enormen Gestaltungsmöglichkeiten und wurden schnell ein zentrales Material und ein Innovationsfahrzeug.
Dr. Sebastian Baden, der Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, erklärt: “Mit Plastic World präsentiert die Schirn eine bisher einzigartige und längst überfällige Übersicht über den Einsatz von Kunststoffen in der bildenden Kunst. Das vielseitige Material eroberte schnell den dreidimensionalen, physischen Raum in Skulpturen und Architektur. Die Geschichte des Plastikzeitalters zeugt von Freude an Innovation und Kreativität. Aus ökologischer Sicht entwickelt Kunststoff jedoch derzeit eine besondere Dringlichkeit; er ist nach wie vor allgegenwärtig in der heutigen Massenkultur. Unsere Ausstellung verweist über rein ästhetische und formale Aspekte hinaus. Vielmehr lädt sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dieser prägenden Materialkultur ein.”
Die Ausstellung Plastic World eröffnet ein breites Panorama des künstlerischen Einsatzes und der Bewertung des Materials von den 1960er Jahren bis heute. Das Spektrum reicht von der Euphorie der Popkultur über den futuristischen Einfluss des Weltraumzeitalters bis hin zu den Trash-Werken des Nouveau Réalisme und den ökokritischen Positionen der jüngsten Zeit; es umfasst architektonische Utopien sowie Experimente mit Materialeigenschaften. Objekte, Assemblagen, Installationen, Filme und Dokumentationen zeigen die Vielfalt der Substanzen, Formen und Materialien und spiegeln damit auch die jeweiligen sozialen Kontexte wider.
Es wird sichtbar, wie Kunststoff als erfolgreiches, vielseitiges Material in seiner kurzen Geschichte von einem Symbol des Fortschritts, der Modernität, eines utopischen Geistes und einer Demokratisierung des Konsums zu einer Bedrohung für die Umwelt geworden ist.
Dr. Martina Weinhart, die Kuratorin der Ausstellung, erklärt: “Plastik ist das bezeichnende Material unserer Gegenwart und hat in sehr kurzer Zeit Kunst und Gesellschaft radikal verändert. Was sich jetzt als enorme Belastung für die Umwelt herausgestellt hat, bezeichnet auch eine enorme Bereicherung für Kunst, Architektur und Design. Ein Blick auf die extrem reiche Geschichte des Plastiks als Material eröffnet eine Erzählung voller Ambivalenzen: von einer zukunftsorientierten Innovationsfähigkeit und verführerisch erscheinenden Objekten; von schädlichen Auswirkungen, aber auch der Frage nach neuen Ansätzen im Umgang mit diesem Material, das bleibt.”
Die Ausstellung Plastic World wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain unterstützt.
Ein vom Martina Weinhart herausgegebener Katalog ist erschienen, mit Beiträgen von Heather Davis, Anna Huber, Dietmar Rübel, Pamela Voigt, Friederike Waentig und Martina Weinhart sowie einem Vorwort von Sebastian Baden.
Für die Ausstellung entwickelt die Schirn das neue digitale Format SCHIRN 3D PARCOURS, das am 28. Juni 2023 starten wird.
Direktor: Dr. Sebastian Baden Kurator: Dr. Martina Weinhart, Schirn Kunsthalle Frankfurt Pressekontakt: Johanna Pulz (Leiterin Presse/Öffentlichkeitsarbeit): presse@schirn.de / T +49 (0) 69 29 98 82 148 Pressematerial: schirn.de/en/newsroom