Mehrere Polizeibeamte des deutschen Bundeslandes Hessen werden wegen rechtsextremer Verbindungen untersucht, gaben Staatsanwälte am Mittwoch bekannt. Die Ermittlungen gegen 20 Polizeibeamte umfassten Durchsuchungen von sechs ihrer Wohnungen und Arbeitsstätten im Polizeipräsidium Frankfurt und folgten ähnlichen Untersuchungen im vergangenen Jahr im Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW).
Die meisten der Verdächtigen hatten zwischen 2016 und 2017 Nachrichten in rechtsextremen Chatgruppen versendet, sagten die Staatsanwälte in Hessen, zu denen auch das Finanzzentrum Frankfurt und die Landeshauptstadt Wiesbaden gehören.
17 Hessen-Beamte wurden verdächtigt, hetzerische Texte und Symbole ehemaliger Nazi-Organisationen verbreitet zu haben – was nach dem Kriegsrecht in Deutschland verboten ist, so die Staatsanwälte. Die drei anderen, leitende Beamte wurden zusätzlich beschuldigt, die Justiz behindert zu haben, indem sie an den Chats teilnahmen und den austausch nicht stoppten, der bis 2019 weiterging.
Zwischen 29 und 54 Jahre alt waren alle Beamten bis auf einen im aktiven Dienst. Jetzt durften sie keine Aufgaben mehr ausüben, sagte Frankfurts Polizeichef Gerhard Bereswill. Einer war bereits suspendiert. “Es ist schrecklich, es ist ernst, was hier vorgebracht wurde”, sagte Bereswill.
Die Untersuchung, die seit April von Frankfurter Staatsanwälten geleitet wird, basierte auf pädophilen Texten, die im Smartphone eines SEK-Beamten in Frankfurt gefunden wurden, aber in dem angrenzenden Bundesland Rheinland-Pfalz lebten. Die Analyse seines Mobilgeräts führte zur Identifizierung zahlreicher anderer Teilnehmer, darunter weitere SEK-Polizeibeamte aus Frankfurt.
Hessens Innenminister Peter Beuth von der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) sagte am Mittwoch, dass, wenn die Anschuldigungen bewiesen wären, “werden wir sie auch aus dem Hessischen Polizeidienst entlassen.” Unklar war am Mittwoch, ob die belastenden Chats mit Fällen von vermutetem Rechtsextremismus in Deutschlands vielfältigen Sicherheitskräften zusammenhingen, die in einem Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) vom vergangenen September erwähnt wurden.