Das heutige Europa ist durch Konflikte, eine schwächelnde Währung, eine herausgeforderte Wirtschaft, aufstrebende populistische Parteien, eine gespaltene Linke, Migration aus dem Osten und eine Atmosphäre aus Angst und sozialer sowie sexueller Liberalismus geprägt. Diese Umstände wecken Parallelen zwischen dem heutigen Großbritannien und dem Deutschland der 1920er Jahre, was dazu führen kann, dass es ein überzeugender Zeitpunkt ist, um die postwar deutschen Denker der Frankfurter Schule für soziale Forschung genauer zu betrachten. Zu dieser Gruppe gehörten Max Horkheimer, Theodor Adorno, Herbert Marcuse, Erich Fromm und Walter Benjamin, sowie später Jürgen Habermas. Diese Denker kritisierten den Kapitalismus und die technokratischen Systeme auf rigorose Weise und betonten die Art und Weise, wie uns Konsumismus und Massenkultur in einen ideologischen Schlaf versetzen.
Die Werke der Frankfurter Schule haben alle Aspekte der Kultur heute maßgeblich geprägt. Adorno und Horkheimer’s “Dialektik der Aufklärung” von 1944 hinterfragte den Mythos des Fortschritts und die Verherrlichung der Vernunft. Adorno’s “Die autoritäre Persönlichkeit” von 1950 untersuchte die Gründe, warum das deutsche Volk den Verführungen Hitlers erlagen und in einen Krieg verstrickt waren. Die kritische Theorie der Frankfurter Schule lebt heute weiter und erreicht Bereiche, die andere Universitätsdisziplinen oft nicht erreichen.
Das Buch “Grand Hotel Abyss” beleuchtet das Leben und die Werke dieser Denker der Frankfurter Schule, darunter Walter Benjamin, der als Kafka der kritischen Theorie gilt. Die Gruppe wurde für ihr intellektuelles Pessimismus und ihre negative Dialektik bekannt. Einige Mitglieder wie Herbert Marcuse übten Einfluss auf die radikale Generation der 1968er Jahre aus. Trotz ihres Engagements für den Kampf gegen den Nationalsozialismus und Kritik am Kapitalismus wurden die Mitglieder der Frankfurter Schule wegen ihrer fehlenden politischen Aktivitäten und ihrer pessimistischen Haltung kontrovers diskutiert.
Die Biografie von Stuart Jeffries bietet ein umfassendes Portrait der Frankfurter Schule und zeigt, dass ihr Vermächtnis auch heute noch inspirierend sein kann. Trotz der Herausforderungen, vor denen die Denker standen, haben ihre Ideen die Welt der Philosophie, Politik und Kultur nachhaltig geprägt.