Die ehemalige Direktorin des Ethnologischen Museums in Frankfurt, Clémentine Deliss, wurde von einem Frankfurter Gericht mit einer Abfindung von 125.000 € ($140.768) für zurückgehaltene Gehälter ausgezeichnet, nachdem sie im Mai 2015 plötzlich und ohne Erklärung entlassen wurde. Deliss hatte den Posten 2010 angetreten und der Vertrag mit der Stadt Frankfurt sollte noch drei Jahre laufen. Nach ihrer Kündigung reichte die ehemalige Direktorin eine Klage gegen die Stadt ein.
Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung musste die Stadt vor Gericht zugeben, dass es keinen gültigen Grund für die Entlassung von Deliss gab. Die offizielle Begründung für die Kündigung war ein “Missverständnis über die Art und Weise der Ausführung von Frau Deliss’s Aufgaben”. Es gab Spekulationen über die Gründe für ihre Entlassung in der deutschen Kunstszene.
Ein Gerücht besagte, dass die Direktorin versucht hatte, elf Kopien ihres eigenen Buches und vier weitere Veröffentlichungen an die Bibliothek des Museums zu verkaufen. Die Stadt sah den Verkaufsversuch als Vertragsbruch an und kündigte Deliss daraufhin fristlos. Die Anschuldigungen stellten sich als falsch heraus, als Dokumente vorlegt wurden, die bewiesen, dass Deliss ein Formular zur Beantragung von Mitteln für den Buchkauf eingereicht hatte, was das Gericht dazu führte, zu dem Schluss zu kommen, dass kein formaler Vertragsbruch vorlag.
Während des ganzen Fiaskos wurde Deliss von niemandem konsultiert, weder vom Frankfurter Bürgermeister Peter Feldmann, der politisch für die Kündigung verantwortlich war, noch von Feliz Semmelroth, dem Leiter des Kulturbereichs der Stadt. Im Zusammenhang mit der Entlassung kam heraus, dass die Auflösungspapiere bereits vor Deliss’ Versuch, ihre Bücher zu verkaufen, erstellt worden waren, was darauf hindeutet, dass die Stadt auf einen Grund wartete, um sie zu entlassen.
Deliss wurde 2012 kritisiert, weil sie den dringend benötigten 80-Millionen-Dollar-Erweiterungsplan für das Museum nicht umsetzen konnte. Ein lokaler Gemeindeverband hatte erfolgreich für die Verschiebung des Bauprojekts gekämpft. Die Pläne wurden schließlich verworfen, als Deliss nicht genügend Mittel aufbringen konnte. Die Gründe für die Entlassung und die schwierige Beziehung zwischen Deliss und den Mitarbeitern des Museums wurden nicht vollständig erklärt.