Die Absage einer Veranstaltung zu Ehren der palästinensischen Autorin Adania Shibli auf der Frankfurter Buchmesse hat eine Kontroverse ausgelöst. Der LiBeraturpreis 2023, eine Auszeichnung, die herausragende Autorinnen aus Asien, Afrika und Lateinamerika würdigt, sollte während der Buchmesse, die vom 18. bis 22. Oktober in Frankfurt, Deutschland stattfinden soll, an Shibli verliehen werden. Sie sollte für ihren Roman “Minor Detail” aus dem Jahr 2017 ausgezeichnet werden, der angebliche Gräueltaten israelischer Militärangehöriger gegen ein Beduinenmädchen im Jahr 1949 thematisiert.
Die Entscheidung, Shibli zu ehren und Diskussionsrunden mit ihr zu veranstalten, wurde jedoch von Litprom, einem literarischen Verein, nach einem Angriff am 7. Oktober durch Hamas-Kämpfer im Süden Israels rückgängig gemacht. Shibli’s Werk wird auch von einigen Seiten mit Vorwürfen des “Antisemitismus” konfrontiert. Als Reaktion auf diese Absage haben sich über 350 Autoren, darunter prominente Persönlichkeiten wie der irische Schriftsteller Colm Tóibín, der amerikanisch-libysche Pulitzer-Preisträger Hisham Matar, die britisch-pakistanische Schriftstellerin Kamila Shamsie und der britische Historiker William Dalrymple, zusammengetan, um einen offenen Brief zu unterzeichnen.
Der Brief kritisiert die Organisatoren der Frankfurter Buchmesse, der weltweit größten Fachmesse dieser Art, und betont, dass sie eine Verantwortung hätten, palästinensischen Schriftstellern eine Plattform zu bieten, um ihre Gedanken und Reflexionen über Literatur in herausfordernden Zeiten auszudrücken, anstatt sie zum Schweigen zu bringen. Adania Shibli, geboren 1974, hat einen Doktortitel der University of East London in Medien- und Kulturwissenschaften. Ihre akademische Laufbahn umfasst Lehrtätigkeiten an der University of Nottingham und seit 2013 eine Teilzeitprofessur am Institut für Philosophie und Kulturwissenschaften an der Birzeit University in Palästina.
Shibli teilt ihre Zeit zwischen Jerusalem und Berlin und beherrscht Arabisch, Englisch, Hebräisch, Französisch, Koreanisch und Deutsch.