Die Konferenz über Forensische Entomologie fand mit dem Motto “Insekten & Wein” in Ingelheim am Rhein statt, und war ein Treffen von 55 Teilnehmern aus 14 Ländern, einschließlich Südafrika, Brasilien und Kanada. Die Teilnehmer diskutierten die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen in der forensischen Entomologie. Die Veranstaltung wurde vom Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Frankfurt organisiert, das seit 25 Jahren intensive Forschung über die Biologie und Ökologie von Aas-Insekten betreibt. Das gewonnene Wissen kann bundesweit in der Routinearbeit zur Untersuchung von Kapitalverbrechen angewendet werden, beispielsweise um den Zeitpunkt oder die Umstände eines Todesfalls zu bestimmen.
Die Konferenz thematisierte unter anderem die Einrichtung und Verwendung von forensischen Taphonomiefazilitäten, die oft als “Body Farms” bezeichnet werden. Diese Einrichtungen gibt es bereits in Ländern wie Australien, Kanada und den USA, jedoch noch nicht in Europa. Prof. Shari Forbes, von der University of Windsor (Kanada), referierte über die Bedeutung solcher Einrichtungen und wie sie zur Ausbildung von forensischen Technikern und HRD-Hunden genutzt werden können. Die Vorträge verdeutlichten die praktische Relevanz und die Vielfalt der Forschungsfelder bei der Arbeit an menschlichen Kadavern.
Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz lag auf der blauen Schmeißfliege Calliphora vicina, die als “Goldstandard” unter den europäischen Aas-Insekten gilt. Sie ist aufgrund ihrer Häufigkeit auf Leichen und ihrer Eignung für niedrige Temperaturen sehr wichtig für die Bestimmung des Todeszeitpunktes in Fällen von Mord. Verschiedene Vorträge beleuchteten die Schwierigkeiten, das Alter von Insekten in der forensischen Arbeit zu bestimmen, und die Faktoren, die diese Kaltblütler beeinflussen. Weitere Präsentationen behandelten die Detektion von Substanzen wie Benzodiazepinen in den Insekten und deren Auswirkung auf den Alterungsprozess.
Die Konferenz präsentierte eine breite Palette an Methoden und Forschungsfelder in der forensischen Entomologie, die von der genetischen Diversität von Aas-Insekten bis hin zur Anwendung von Infrarotspektroskopie reichten. Die abschließende Podiumsdiskussion thematisierte Probleme in der forensischen Entomologie und die Bemühungen, Insekten auch auf europäischer Ebene mehr Beachtung zu schenken. Prof. Jens Amendt, einer der führenden Experten, ist nicht nur für die forensische Bestimmung von Todesfällen zuständig, sondern auch Präsident der European Association for Forensic Entomology und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für medizinische Entomologie und Akarologie.