Bei den europäischen Wahlen hat die politische Landschaft der Europäischen Union erschüttert, wobei der Rechtsextremismus die regierenden Parteien in Frankreich und Deutschland ins Wanken gebracht hat. In den kommenden fünf Jahren wird es schwieriger für das Europäische Parlament, Entscheidungen zu treffen. In Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron nach einer Niederlage in den Umfragen gegen Marine Le Pens National Rally Neuwahlen angesetzt. Auch in Deutschland erlitten die Sozialdemokraten von Kanzler Olaf Scholz Verluste, während die rechtsextreme Alternative für Deutschland massive Zugewinne verzeichnete.
In Italien gewann die Partei von Ministerpräsident Giorgia Meloni, die Wurzeln im Neofaschismus hat, mehr als 28% der Stimmen für das EU-Parlament, was sie zu einem Schlüsselspieler bei der Bildung zukünftiger Allianzen macht. Grüne und pro-business liberale Gruppen in Europa erlitten schwere Niederlagen. Die Mitte-Rechts-Parteien hielten sich jedoch, wobei die Europäische Volkspartei die größte Fraktion im 27-Nationen-EU-Parlament blieb.
In Frankreich kehren die Wähler in drei Wochen zurück zu den Wahlen, nachdem Macron das Parlament aufgelöst und Neuwahlen angesetzt hat. Le Pens anti-immigrationsorientierte Partei wurde auf einen Stimmenanteil von etwa 31-32% geschätzt. Während ein Sieg der National Rally erwartet wurde, war das Ausmaß des Sieges eine Überraschung. In Deutschland erlitten Scholz’ regierende Sozialdemokraten das schlechteste Nachkriegsergebnis bei einer nationalen Wahl, während die AfD mit rund 15,9% den zweiten Platz belegte.
Die europafreundliche Mitte behält ihre Stellung, wobei die Europäische Volkspartei voraussichtlich 191 Sitze im EU-Parlament gewinnt und weiterhin die größte Gruppe bleibt. Die Grünen und liberalen Parteien in Europa verloren jedoch an Einfluss. Die Umweltschutzpartei der Grünen verlor rund 20 Sitze im EU-Parlament im Vergleich zu 2019. Auch liberale Parteien, wie die von Macron, waren die anderen großen Verlierer dieser Wahl.
In den nächsten fünf Jahren werden Parteioffizielle und Zahlenschieber darüber beraten, welche Art von Gruppen und Allianzen im Parlament gebildet werden können. Eines ist klar: Die Ergebnisse werden die Entscheidungsfindung und die Verabschiedung von Gesetzen zu Themen wie Klimawandel und Agrarsubventionen verlangsamen. EU-Präsidenten und Ministerpräsidenten werden am 17. Juni einen Gipfel abhalten, um die Ergebnisse zu bewerten und zu diskutieren, ob von der Leyen an der Spitze der mächtigen Exekutive der EU, der Europäischen Kommission, bleiben soll.