Europäische Finanzmärkte stehen vor zwei wichtigen Ereignissen: der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank und den EU-Parlamentswahlen. In dieser Woche wird es für die europäischen Märkte entscheidend sein, da die EZB möglicherweise zum ersten Mal seit acht Jahren die Zinssätze senkt. Die EU-Wahlen am 6. Juni werden auch das politische Landschaft der Region prägen. Der US-Arbeitsmarktbericht für Mai wird ebenfalls veröffentlicht, ein entscheidender Indikator für die anstehende Zinsentscheidung der Federal Reserve.
Die EZB wird voraussichtlich eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt einleiten und den Hauptrefinanzierungssatz auf 4,25% senken. Die Inflation im Euroraum hat einen anhaltenden disinflationären Trend verfolgt. Der erwartete Verbraucherpreisindex (CPI) für Mai liegt bei 2,6%, was den achten aufeinanderfolgenden Monat unter 3% markiert, wenn auch etwas höher als die geschätzten 2,5%. Die Zentralbank hat signalisiert, dass sie die Geldpolitik lockern wird, wenn die Inflation weiterhin konsequent in Richtung des Zielniveaus tendiert.
Die EU-Parlamentswahlen finden vom 6. bis 9. Juni statt und betreffen fast 450 Millionen EU-Bürger. Aktuelle Meinungsumfragen von Euronews deuten darauf hin, dass die amtierende EU-Präsidentin Ursula von der Leyen voraussichtlich eine weitere fünfjährige Amtszeit sichern wird. Eine zunehmende Unterstützung für rechtsextreme Parteien könnte jedoch eine Herausforderung für das vorhergesagte Ergebnis darstellen.
Diese beiden entscheidenden Ereignisse haben das Potenzial, den Euro aufgrund wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten zu schwächen. Während die EZB voraussichtlich früher als die US-Notenbank Zinssenkungen vornehmen wird, könnte dies einen abwärtsgerichteten Druck auf den Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar ausüben. Darüber hinaus könnten die europäischen Aktienmärkte weiter zurückgehen, da Investoren auf diese Entwicklungen reagieren.
Außerdem wird in der Schweiz der Verbraucherpreisindex (CPI) für Mai veröffentlicht. Die Inflation im Land liegt seit Juni 2023 unter 2%. Die Schweizerische Nationalbank senkte aufgrund der Inflationsraten, die unterhalb des angestrebten Bereichs lagen, im März den Zinssatz um 25 Basispunkte auf 1,5%.
In den USA werden die Märkte die Arbeitsmarktdaten genau unter die Lupe nehmen, um Einblicke in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu erhalten. Trotz Anzeichen einer Verlangsamung deutete der April auf einen angespannten Arbeitsmarkt hin, der seit Januar 2022 eine Arbeitslosenquote von unter 4% aufweist.
In Asien steht diese Woche Chinas Handelsbilanzdaten für Mai im Mittelpunkt. Chinas Handelsdaten zeigen ein Wachstum im April, wobei Importe um 8,4% und Exporte um 1,5% stiegen, was auf eine Belebung der wirtschaftlichen Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in den letzten Monaten hindeutet. Positive chinesische Wirtschaftsdaten deuten in der Regel auf eine positive Entwicklung der globalen Märkte hin.
Darüber hinaus wird Australien sein BIP für das erste Quartal veröffentlichen, was die regionalen Aktienmärkte beeinflussen könnte. Die erwartete Wirtschaftswachstum soll mit dem gleichen Tempo von 0,2% wie im letzten Quartal bleiben. Trotz des Wirtschaftswachstums bleibt die Reserve Bank of Australia angesichts des Anstiegs der Inflation im Land optimistisch.
In Kanada wird die Bank of Canada (BOC) diese Woche ebenfalls über den Zinssatz entscheiden. Es wird erwartet, dass die Bank den Leitzins zum siebten Mal in Folge unverändert bei 5% belassen wird. Die Inflation im Land hat sich verlangsamt, wobei der CPI im April auf 2,7% gegenüber 2,9% im März gesunken ist. Dieses Niveau bleibt jedoch über dem von der BOC angestrebten Wert von 2%.