Der bekannteste von drei Prozessen im Zusammenhang mit einem rechtsgerichteten Putschversuch beginnt am Dienstag in einem neu errichteten Gerichtssaal am Rande von Frankfurt. Die Angeklagten sollen die 10 Anführer einer Gruppe unter der Führung des deutschen Adligen Heinrich XIII. Prinz Reuß sein und stehen unter anderem wegen Hochverrats und Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation vor Gericht. Die Verdächtigen, die zur sogenannten “Reichsbürger”-Bewegung gehören, sollen angeblich einen Umsturz der deutschen Regierung geplant haben, indem sie das Parlament stürmen und prominente Politiker wie Kanzler Olaf Scholz, Außenministerin Annalena Baerbock und konservative Oppositionsführer Friedrich Merz festnehmen wollten.
Die Reichsbürger-Bewegung in Deutschland besteht aus etwa 20.000 Personen, von denen etwa 2.300 als “gewaltbereit” gelten. Sie teilen xenophobe und antisemitische Überzeugungen und lehnen die Demokratie ab. Die Bewegung glaubt, dass das moderne Deutschland nicht legitimiert ist und dass das Land immer noch von den Alliierten des Zweiten Weltkriegs kontrolliert wird. Die Reichsbürger weigern sich, Steuern zu zahlen, akzeptieren die deutsche Verfassung nicht und produzieren ihre eigenen Dokumente wie Pässe und Führerscheine.
Unter den Angeklagten befindet sich der vermeintliche Anführer der Reichsbürger-Gruppe, Heinrich XIII. Prinz Reuß, ein 72-jähriger Immobilienmakler aus Frankfurt und Nachfahre einer aristokratischen Familie. Die Bewegung rund um Reuß fantasierte angeblich über den Einsatz von deutschen Armeenhubschraubern durch Soldaten, die ihre Sache unterstützen. Die Gruppe soll einen gewaltsamen Putsch geplant haben und eine neue Vereinbarung mit den Alliierten des Zweiten Weltkriegs, insbesondere Russland, anstreben. Die Bundesanwaltschaft behauptet, dass die Gruppe tatsächlich militärisches Training durchführte und Aufklärungsmissionen im Bundestag vorbereitete.