Roula Khalaf, Chefredakteur der FT, wählt ihre Lieblingsgeschichten in diesem wöchentlichen Newsletter aus. In einem Artikel wird berichtet, dass der Vermögensverwalter der Deutschen Bank, DWS, durch einen Buchhaltungsansatz, den er jahrelang verschwiegen hatte, Gelder in Milliardenhöhe von Kunden gewonnen hat, was auch in die Berechnung der Boni für Führungskräfte eingeflossen ist. Dabei wurde erstmals in den Quartalsergebnissen des Unternehmens erwähnt, dass sogenannte Beratungsaufträge in das Gesamtvolumen der verwalteten Vermögenswerte und jährlichen Zuflüsse einbezogen wurden.
DWS hat offenbar erst im Jahr 2022, nachdem der ehemalige CEO Asoka Wöhrmann abgesetzt wurde, enthüllt, dass die in den Vermögenswerten enthaltenen Assets auch von Dritten verwaltet wurden. Die Größe der advisory assets von DWS ist in den letzten Jahren unverhältnismäßig gewachsen, wobei der Firma vorgeworfen wird, besonders viel Wert auf den Erwerb neuer Beratungsaufträge zu legen. Seit dem Börsengang wurden Boni für Führungskräfte direkt an die Nettomittelzuflüsse geknüpft. Laut DWS hatten die Änderungen in der Offenlegung seit 2022 keinen wesentlichen Einfluss auf die Vergütung der Führungskräfte.
Es ist nicht das erste Mal, dass DWS seit dem Börsengang 2018 Fragen zur Offenlegung beantworten musste. Letztes Jahr zahlte DWS eine Strafe von 19 Mio. USD, um Vorwürfe des Greenwashings beizulegen. Der neueste Bericht zeigt, dass Beratungsaufträge 3,5 Prozent aller Vermögenswerte ohne Bargeld im Jahr 2023 ausmachten. Außerdem repräsentierten sie 27 Prozent aller Nettomittelzuflüsse exklusive Bargeld im gleichen Jahr.
Das Unternehmen hat keine Daten zu Beratungszuflüssen vor 2022 offengelegt, aber Schätzungen zufolge machten Beratungsaufträge zwischen Juni 2018 und März 2024 mindestens ein Fünftel aller Nicht-Bargeld-Mittelzuflüsse von DWS aus. Die Eingliederung von Änderungen des Werts von Beratungsvermögen in die Zuflüsse wurde von Branchenexperten als ungewöhnlich angesehen. DWS behauptet jedoch, dass ihre Definitionen und Berichterstattung mit bewährten Praktiken im Sektor übereinstimmen.