Jüdische Museen haben in Deutschland eine lange Tradition. Im Dresdner Zwinger bieten Torahrollen und die hölzerne Nachbildung des Salomonischen Tempels in Jerusalem ein Zeugnis für jüdisches Leben bis ins Jahr 1730. Auch außerhalb Deutschlands gibt es weltweit über 90 jüdische Museen, von São Paulo bis Istanbul.
Das älteste städtische jüdische Museum in Deutschland befindet sich in Frankfurt und wurde am 9. November 1988, dem 50. Jahrestag der Novemberpogrome oder Kristallnacht, für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Ursprünge des Museums reichen jedoch viel weiter zurück.
Ein Großteil der Sammlung des Museums stammt aus dem Museum für jüdische Altertümer in Frankfurt, das 1922 eröffnet wurde und sich aus der Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kunstmonumente entwickelte, die 1897 gegründet wurde. Während der Kristallnacht im Jahr 1938 wurde das Museum geplündert und ein großer Teil seiner Sammlung zerstört, obwohl überlebende Objekte später in das spätere Jüdische Museum integriert wurden.
Nach fünf Jahren Umbau und Renovierung zum Preis von 50 Millionen Euro ($59 Millionen) wurde das neue Jüdische Museum Frankfurt am 21. Oktober 2020 endlich wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Die umfangreichen Renovierungsarbeiten umfassen auch einen markanten Neubau von Staab Architects.
Das Museum befindet sich in und um das neoklassizistische Palais, das von der Rothschild-Familie im Jahr 1820 erbaut wurde. Das neue lichtdurchflutete Atrium wird temporäre Ausstellungen beherbergen, während eine umgestaltete Dauerausstellung auf drei Etagen des Palastes untergebracht ist.
Die Museumsleitung möchte mit der Wiedereröffnung eine neue und zeitgemäße Perspektive bieten und historische sowie persönliche Geschichten mit Verweis auf die Gegenwart erzählen. Es wird viel Wert auf die Herkunft von Ausstellungsstücken mit jüdischen Besitzern gelegt und die Möglichkeit der Restitution angeboten.
Das Museum ist eng mit der jüdischen Gemeinde in Frankfurt verbunden und feiert ihre 900-jährige Geschichte in einer Stadt, die lange ein Zentrum des jüdischen Lebens war. Das neue Jüdische Museum muss diese reiche Geschichte mit einer Gegenwart in Einklang bringen, die wieder zunehmend von Antisemitismus geprägt ist.