Margarete Schütte-Lihotzky: Die vergessene Pionierin der Architektur und Kämpferin gegen den Faschismus
Margarete Schütte-Lihotzky: Eine Pionierin der Architektur und des Widerstands
In einer Welt, die oft die Errungenschaften von Frauen in der Geschichte ignoriert, wird Margarete Schütte-Lihotzky endlich die Anerkennung zuteil, die sie verdient. Eine neue Ausstellung im Austrian Cultural Forum in New York, tituliert “Margarete Schütte-Lihotzky: Pioneering Architect. Visionary Activist”, beleuchtet sowohl ihre bemerkenswerte Karriere als auch ihr mutiges Engagement im Widerstand gegen das Naziregime.
Die Frankfurt Küche und mehr
Schütte-Lihotzky wurde 1927 mit ihrem Design der Frankfurter Küche berühmt, einem revolutionären Konzept für städtische Wohnungen, das Effizienz und Funktionalität vereinte. „Ich habe in meinem Leben viel mehr gemacht als nur das!“, sagte sie 1997. Dieser Satz verdeutlicht, dass ihr Beitrag zur Architektur weit über die Küche hinausging. Sie war eine antifaschistische Widerstandskämpferin, eine militante Feministin und eine engagierte Kommunistin. Während des Zweiten Weltkriegs riskierte sie ihr Leben, um gegen die Nazis zu kämpfen.
Rückblick auf ihr Leben
Margarete Schütte-Lihotzky wurde am 23. Januar 1897 in Wien geboren. Ihre akademische Laufbahn begann 1915 an der Kunstgewerbeschule in Wien, wo sie schon früh für ihre auf sozialen Wandel abzielenden Ideen bekannt wurde. Die Zeit von „Rotem Wien“ in den 1920er Jahren bot ihr die Bühne, sich architektonisch zu betätigen und sozialpolitische Visionen zu verwirklichen. Ihr erstes großes Projekt war 1921 die Erste gemeinnützige Siedlung für Kriegsversehrte.
Politisches Engagement und Widerstand
Die 1930er Jahre sahen ein zunehmendes Engagement Schütte-Lihotzkys in der Kommunistischen Partei, während die dunklen Wolken des Faschismus über Europa zogen. In der Sowjetunion arbeitete sie an Bildungsprojekten und brachte innovative Ansätze in die Architektur ein. Ab 1938 kämpfte sie in Istanbul gegen das aufkommende Naziregime und wurde letztlich 1941 von den Nazis verhaftet. Ihre Haftzeit war eine der schwierigsten Phasen ihres Lebens, doch ihre politischen Überzeugungen blieben unerschütterlich.
Nach dem Krieg
Nach ihrer Befreiung 1945 kehrte sie nach Österreich zurück und engagierte sich leidenschaftlich in der Wiederaufbaubewegung. Sie entwarf zahlreiche Bildungseinrichtungen und setzte sich für die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern ein. Leider blieb ihr die breite Anerkennung als Architektin und Aktivistin verwehrt, was ihre Spuren in der Architekturgeschichte bis heute düster hinterlässt.
Die Ausstellung in New York
Die aktuelle Ausstellung in New York zeigt nicht nur Schütte-Lihotzkys architektonische Arbeiten, sondern auch persönliche Gegenstände, wie ihre aus dem Gefängnis geschmuggelten Notizen. Der Besuch dieser Ausstellung vermittelt nicht nur eine Faszination für ihre architektonischen Designs, sondern auch einen tiefen Respekt für ihr Lebenswerk und ihre unerschütterliche Haltung gegen Unterdrückung.
Fazit
Margarete Schütte-Lihotzky ist ein leuchtendes Beispiel für eine Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt behauptete. Ihre Geschichte ist eine Mahnung, die verschiedenen Facetten des Lebens einer Künstlerin zu würdigen, und an die Verantwortung, die Vergangenheit im Kontext der Gegenwart zu betrachten. Mit der Veröffentlichung ihrer Arbeiten hoffen wir, dass zukünftige Generationen inspiriert werden, die Ideale der Gerechtigkeit und Gleichheit weiterzuführen.
Die Frage bleibt: Wie konnte das moderne Architekturerbe so sehr von patriarchalen und anti-kommunistischen Kräften geprägt werden, dass eine solch großartige Designerin und Kämpferin für soziale Gerechtigkeit oft auf ihre Küche reduziert wurde? Es ist an der Zeit, die Narrative zu verändern und die Stimmen derer zu hören, die für Veränderung und Fortschritt kämpfen.