Letzten Sommer waren amerikanische Regisseure bei drei der angesehensten Opernfestivals Europas im Rampenlicht. In Aix-en-Provence, Frankreich, konnte man Ted Huffman aus New Yorks Interpretation von “L’Incoronazione di Poppea” sehen; Lydia Steier aus Connecticut inszenierte “Die Zauberflöte” beim Salzburger Festival in Österreich; oder “Lohengrin” beim Bayreuther Festival in Deutschland, inszeniert von Yuval Sharon, dem visionären Leiter der Detroit Opera, der aus einem Vorort von Chicago stammt. Dies wäre vor einem Jahrzehnt undenkbar gewesen. Bis vor kurzem gab es nur wenige amerikanische Regisseure, die auf den großen Bühnen Europas arbeiteten. Zu dieser kleinen Liste zählten avantgardistische Regisseure wie Robert Wilson, Peter Sellars und die Alden-Brüder.
Eine neue Generation amerikanischer Regisseure, meist unter 50, gewinnt nun unerwartet Fuß auf dem Kontinent und prägt die Opernszene. Deutschland ist für viele ein Sprungbrett. Berliner Opernregisseurin Amy Stebbins aus New Hampshire sagte, dass immer mehr junge Künstler aus der ganzen Welt hierher kommen, und das sei angesichts der zahlreichen Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten nicht überraschend. Deutschland hat mehr als 80 Vollzeitopernhäuser, ein kostenloses Bildungssystem und bezahlte Praktika, was den Einstieg in die Oper vergleichsweise demokratisch und egalitär macht. Selbst Provinzopernhäuser hier haben die Mittel, um anspruchsvolle Spielzeiten zusammenzustellen.
Vier amerikanische Opernregisseure, Ted Huffman, Lydia Steier und R.B. Schlather, machen sich in Europa einen Namen. Huffman, bekannt für seine psychologisch komplexe Regiearbeit, hat unter anderem Werke wie “Die Zauberflöte” in Frankfurt, “Ein Sommernachtstraum” in Berlin und “Madama Butterfly” in Zürich inszeniert. Lydia Steier, inspiriert von Milos Formans Film “Amadeus”, inszenierte Werke wie “Die Zauberflöte” in Salzburg und “La fanciulla del West” an der Staatsoper Berlin. R.B. Schlather, der innovative Inszenierungen von Werken wie “Tamerlano” und “L’italiana in Londra” in Frankfurt auf die Bühne brachte, wurde für seine Arbeit international beachtet.
Schlather, dessen experimentelle Produktionen von Werken wie Händels “Alcina” und “Orlando” international bekannt wurden, erhielt Einladungen von Bernd Loebe, dem künstlerischen Leiter der Frankfurter Oper. Seine erfolgreichen Inszenierungen von Werken wie “Tamerlano” und “Madama Butterfly” wurden von Kritikern gelobt. Schlather, der auch in den USA arbeitet, schätzt die Vielfalt des Repertoires und die Möglichkeiten, die ihm in Deutschland geboten werden.