TUI, ein weltweit führender Reisekonzern, erwägt, die Londoner Börse zugunsten eines Börsengangs in Frankfurt zu verlassen. Einige Aktionäre haben die Frage aufgeworfen, ob die Notierung in Großbritannien “optimal und vorteilhaft” sei. Dies könnte einen weiteren Rückschlag für Londons Attraktivität als Standort für große Unternehmen darstellen, da in den letzten Jahren mehrere Firmen beschlossen haben, sich im Ausland listen zu lassen. TUI erwägt, den Plan im nächsten Jahr zur Abstimmung der Aktionäre zu stellen. Das Unternehmen hat seit 2014 seine Hauptnotierung an der Londoner Börse und bereits eine sekundäre Notierung in Frankfurt.
Die Entscheidung, sich von London zu listen, würde Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit Londons, große Unternehmen anzulocken, verstärken. Tui Group hat eine Marktkapitalisierung von 3,2 Milliarden Pfund und besitzt laut seiner Website 400 Hotels, 16 Kreuzfahrtschiffe, fünf Fluggesellschaften mit 130 Flugzeugen und 1.200 Reisebüros. Das Unternehmen erklärte in seinem Jahresbericht, dass es prüfe, ob eine Vereinfachung seiner Notierungsstruktur dem Unternehmen nach Veränderungen und Zusammenschlüssen innerhalb des Konzerns zugute kommen würde.
Die Überlegung, sich von der Börse zurückzuziehen, beruht hauptsächlich darauf, dass 75% der Aktien des Unternehmens in Deutschland gehandelt werden. Die Marktteilnehmer in London werden nicht begeistert sein, wenn ein weiteres Unternehmen beschließt, sich von der Börse zurückzuziehen, insbesondere da TUI Mitglied des FTSE 250 (Index der börsennotierten Unternehmen) ist und noch vor nicht allzu langer Zeit Teil des FTSE 100 war. Dennoch wird betont, dass London immer noch etwa 1.860 börsennotierte Unternehmen hat und der Verlust der 3-Milliarden-Pfund-Marktkapitalisierung von TUI zwar bedauerlich, aber nicht tödlich für einen Markt mit einer Bewertung weit über 2 Billionen Pfund ist. Am Mittwoch gab TUI bekannt, dass es mit einem Anstieg des Jahresgewinns von mindestens 25% rechne, nachdem es dank gestiegener Umsätze und höherer Preise satte Gewinne verbuchen konnte.
