Aus der 1968er-Generation ist kaum eine politische Transformation bekannter als die von Joschka Fischer – ein Straßenkämpfer, der zum Außenminister und dann zum Unternehmensberater wurde. Fischer, Sohn eines Metzgers in konservativem Südwestdeutschland geboren, zog in den 1960er Jahren nach Frankfurt und schloss sich der aufstrebenden radikalen Studentenbewegung an. Inspiriert von italienischem Operaismo, nahm er blaukragende Jobs an und agitierte unter Arbeitern, bevor er sich in städtische Politik verlagerte. Im Zuge des Häuserkampfs in Frankfurt in den 1970er Jahren entwickelte sich Fischer zu einem Straßenkämpfer und die Sponti-Bewegung wandte sich radikalen Politik in der Sphäre der Reproduktion zu.
Während die Westdeutsche Studentenbewegung 1967 noch im Aufwind war, prägte der de facto Anführer Rudi Dutschke eine berühmte Rede, die den “langen Marsch durch die Institutionen” beschrieb. Dutschke hatte jedoch etwas ganz anderes im Sinn und meinte, dass Aktivisten versuchen sollten, bestehende soziale Institutionen zu stören. Fischer wandte sich um 1976-77 von Terrorismus ab und wurde in die sozialen Bewegungen involviert, aus denen die Grünen hervorgingen. Die Grünen erlangten lokale und staatliche Macht und brachten Umwelt- und Feminismusthemen in die Politik, und Deutschland wurde toleranter und vielfältiger.
Joschka Fischers Aufstieg zum Außenminister 1998 symbolisierte nicht nur seinen persönlichen Erfolg, sondern auch die Integration der 68er-Generation in die deutsche politische Elite. Trotz Kritik wurde er für seine politische Entwicklung und kulturelle Modernisierung des Landes respektiert. Fischer und die Spontis hatten zwar Erfolge erzielt, mussten jedoch Kompromisse mit dem deutschen Kapitalismus eingehen. Seine Karriere zeigt den langen, komplexen Weg von einem radikalen Aktivisten zum Mitglied der politischen Elite.