“In On Inequality” von Harry G. Frankfurt widmet sich der wachsenden wirtschaftlichen Ungleichheit, die in den letzten Jahrzehnten zunehmend Beachtung gefunden hat. Politiker wie Bernie Sanders haben die Bekämpfung dieses Problems zu einem zentralen Thema ihrer Kampagnen gemacht. Auch Wissenschaftler haben begonnen, sich verstärkt mit den Ursachen und sozialen Auswirkungen der wirtschaftlichen Ungleichheit zu befassen, wobei Thomas Pikettys Werk “Das Kapital im 21. Jahrhundert” eine dominierende Rolle spielt. Piketty argumentiert, dass die relative wirtschaftliche Gleichheit des mittleren 20. Jahrhunderts eher eine Anomalie war und dass ohne ernsthafte Intervention unkontrollierte Marktwirtschaften Ressourcen noch ungleicher verteilen werden als während des “Gilded Age”.
Frankfurt anerkennt Pikettys Forschung, betont jedoch, dass es mehr als nur moralische Empörung erfordert, um die wirtschaftliche Ungleichheit des 21. Jahrhunderts ernsthaft anzugehen. Er argumentiert, dass es eines prominenten Philosophen bedarf, um die moralischen und politischen Schwierigkeiten, die die wirtschaftliche Ungleichheit mit sich bringt, zu erläutern. Während Piketty die Ungleichheit als übermäßig und erschreckend kritisiert, sucht Frankfurt nach Erklärungen dafür, warum Ungleichheit als problematisch betrachtet werden sollte.
In “On Inequality” wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der wirtschaftlichen Ungleichheit nicht nur eine politische, sondern auch eine philosophische Dimension hat. Frankfurt fordert eine tiefere Reflexion über die moralischen Fragen, die mit zunehmender Ungleichheit einhergehen, und plädiert dafür, dass die Bekämpfung dieses Problems nicht nur auf politische Maßnahmen, sondern auch auf ethische Überlegungen gestützt sein sollte.