Hans Holbein der Jüngere war ein deutscher Renaissance-Künstler, der zwischen Deutschland und der Schweiz sowie England pendelte, bevor er sich Anfang der 1530er Jahre endgültig am Hofe des Tudor-Königs Heinrich VIII. niederließ. Er schaffte es geschickt, seine Loyalitäten zwischen Katholiken und Protestanten zu wechseln und überlebte viele seiner Gönner und Modelle. Als er 1543 angeblich an der Pest starb, war er noch keine 50 Jahre alt.
Holbein bleibt bis heute präsent. US-Ausstellungen über Holbein selbst und die Tudors sind gerade zu Ende gegangen, während in Europa zwei neue Ausstellungen über ihn stattfinden. In der Queen’s Gallery in London sind viele seiner Zeichnungen aus der königlichen Sammlung zu sehen, die erstmals seit einer Generation präsentiert werden. Gleichzeitig präsentiert das Städel Museum in Frankfurt die Ausstellung “Holbein und die Renaissance im Norden”, die seine frühen religiösen Werke in einem breiteren kontinentalen Kontext zeigt und eine neue Interpretation seiner frühen Jahre in der Werkstatt seines Vaters in Augsburg vorstellt.
In der königlichen Sammlung sind 80 Holbein-Zeichnungen aus dem 16. Jahrhundert in einem Album namens “The Great Book” erhalten geblieben, das direkt aus dem Atelier des Künstlers stammt. Die Ausstellung zeigt Werke aus verschiedenen Zeiträumen, darunter eine Zeichnung von Thomas More aus dem Jahr 1527 und ein einflussreiches Porträt von Jane Seymour, der dritten Frau Heinrichs VIII. Die Ausstellung beleuchtet, wie Holbein seine Figuren lebensecht darstellte und wie seine Zeichnungen als Vorlagen für seine Gemälde dienten.
Die Ausstellung in Frankfurt macht einen Fall für eine neuerliche Betrachtung von Holbeins Lehrzeit und präsentiert Werke, die neue Zuweisungen enthalten. Eine kürzlich wiederentdeckte Porträt von 1512 könnte das allererste bekannte Gemälde des 15-jährigen Holbein des Jüngeren sein. Diese neuen Erkenntnisse könnten zu einer Neubewertung der Augsburger Phase führen, die Holbeins Talent förderte. Die Ausstellung in Frankfurt schließt mit dem Werk, das das Städel immer noch als “Portrait von Simon George von Cornwall” bezeichnet. Es bleibt jedoch die Frage, ob es sich um George Cornwall handelt und ob das Gemälde tatsächlich 1543 entstand.